
Therapien
Therapiestruktur
Die Abteilung ist in sechs stationäre Einheiten, welche jeweils mit zwei Ärzten, zwei Psychologen und zwei Schwestern besetzt sind und sechs stationsübergreifende Behandlungsteams (Sozialtherapie, Physiotherapie, Ergotherapie, Spezialtherapie, Sport- und Bewegungstherapie, Ernährungsberatung) gegliedert.
Einzelpsychotherapie
Jedem Patienten wird ein Bezugstherapeut zugeordnet, welcher die Einzelpsychotherapie regelmäßig durchführt. Die Einzelpsychotherapie dient zu Therapiebeginn der psychotherapeutischen Anamneseerhebung, der Analyse psychosomatischer Zusammenhänge und der Aushandlung von Therapiezielen. Auf der Basis der dadurch gewonnenen Erkenntnisse wird gemeinsam mit dem Patienten ein individueller Gesamtbehandlungsplan erarbeitet.
Der Verlauf der Einzelpsychotherapie stellt sich als Interaktionsprozess des Patienten mit dem Therapeuten auf der Verhaltens-, der kognitiven und der emotionalen Ebene dar. Welche Ebene jeweils im Vordergrund steht orientiert sich an der Symptomatik, der Persönlichkeitsstruktur und der psychosozialen Situation des Patienten. Im Therapieverlauf werden ungünstige Erlebens- und Verhaltensmuster gemeinsam identifiziert, in ihrem biographischen Kontext verstanden und eine Neuorientierung im Sinne einer Verbesserung der Selbstwirksamkeit angeregt.
Wichtige Wirkfaktoren der Einzelpsychotherapie sind dabei Förderung des emotionalen Erlebens, Klärung psychosomatischer Ursachen bezüglich der Symptomatik, die Hoffnungsvermittlung sowie die Anregung von Möglichkeiten der Problembewältigung sowie die Vermittlung von Erfolgserlebnissen im therapeutischen Prozess.
Gruppenpsychotherapie
Es ist erwiesen, dass bei einer Gruppenpsychotherapie eine intensive therapeutische Wirksamkeit durch zahlreiche Faktoren erreicht werden kann. Bei diesen Wirkfaktoren handelt es sich im Einzelnen um die Gruppenkohäsion/ Akzeptanz, Altruismus, Anleitung, Hoffnungsvermittlung, Rekapitulation der Primärfamilie, Einsicht, Identifikation, interpersonelles Lernen, Selbstöffnung und Kartharsis.
Die Bedeutung der einzelnen Wirkfaktoren variiert in Abhängigkeit vom Gruppenverlauf und der jeweiligen individuellen psychosozialen Situation des Patienten. An der Psychosomatischen Abteilung der Brandenburg Klinik werden drei verschiedene verbale Gruppentherapieformen angeboten, wodurch ein kombiniertes Gruppenpsychotherapieprogramm für den einzelnen Patienten ermöglicht wird. In diesem Sinne werden regelmäßig Bezugsgruppen, indikative Gruppen und edukative Gruppen durchgeführt.
Bei den Bezugsgruppen stehen interaktionelle Aspekte im Vordergrund, die indikativen Gruppen fokussieren eine störungsspezifische Thematik wie z. B. Schmerz, Angst oder Depressionen, während bei den edukativen Gruppen Anleitung und Einsichtsförderung im Sinne von Gesundheitsseminaren den Schwerpunkt bilden.
Therapiespektrum Pflege
Der Aufgabenschwerpunkt der Pflegekräfte liegt im Bereich der Kommunikation und Interaktion mit den Patienten. Alle Mitarbeiter der Pflege in der Abteilung für Psychosomatik sind examinierte Krankenschwestern. Die Pflegekräfte sind im Rahmen ihres Dienstes 24 Stunden täglich für die Patienten ansprechbar. Dieses offene Gesprächsangebot wird ergänzt durch gezielte Gesprächskontakte mit den Patienten.
Weitere Aufgaben beziehen sich auf die Aufnahme der Patienten, stützende Gespräche und die Entlassung. Weiterhin wird der milieutherapeutische Anteil des Therapieprozesses auf den Stationen ganz wesentlich vom Pflegepersonal gestaltet. Alle Pflegekontakte werden dokumentiert und im Rahmen des Schichtdienstsystems übergeben, so dass eine regelmäßige Beobachtung des Befindens und der Verhaltensmuster der Patienten gewährleistet ist. Zu den Aufgaben der Pflegekräfte gehört ein schnelles adäquates Reagieren in Notfällen. Alle Pflegekräfte werden aufgrund dessen regelmäßig im Notfallmanagement geschult.
Die Pflegekräfte arbeiten nach Pflegestandards, welche den Aufgabenbereich und die Qualität der Pflege definieren. Neue Mitarbeiter werden über ein systematisiertes Verfahren eingearbeitet.
Therapiespektrum Physiotherapie
Insbesondere für Patienten mit komorbiden somatischen Erkrankungen im Bereich des Muskel- Skelett- und Bindegewebssystems werden differenzierte physiotherapeutische Anwendungen vorgehalten.
Die Therapieform Krankengymnastik wird als Einzeltherapie und als Gruppentherapie angeboten. Folgende inhaltlichen Komplexe stehen dabei im Vordergrund:
- Wissensvermittlung über psychosomatische Zusammenhänge zur Befähigung eines gesundheitsförderlichen eigenverantwortlichen Umgangs mit dem Körper
- Abbau von Bewegungseinschränkungen und Bewegungsstörungen
- Beseitigung muskulärer Disbalancen, insbesondere die Relaxation verspannter Muskulatur als Voraussetzung für die Aktivierung trophischer Muskelgruppen
- Verbesserung der Körperwahrnehmung
- Umschulung ungünstiger Bewegungsmuster und Bewegungshaltungen
- Training von individuellen Übungen und Motivation für den Transfer der erlernten Körperübungen in den Alltag
Außer der Krankengymnastik wird im Bedarfsfall ein breitgefächertes Spektrum physikalischer Therapieformen angewendet. Hierfür steht u. a. die großzügig ausgestattete Bäderabteilung der Brandenburg Klinik zur Verfügung.
Die Mitarbeiter/innen der Physiotherapie verfügen in diesem Zusammenhang über eine Reihe von Zusatzqualifikationen wie z. B. manuelle Therapie, kraniosacrale Therapie; Fußzonenreflextherapie, manuelle Triggerpunktbehandlung, Bobath und Shiatsu, welche indikationsspezifisch Anwendung finden.
Therapiespektrum Ergotherapie
Auf der Basis der Verhaltensbeobachtung in der orientierenden Ergotherapiegruppe und der Auswertung des AVEM wird in Absprache zwischen Bezugs-, Ergotherapeuten und Patienten ggf. die Fortsetzung der Ergotherapie vereinbart. Die Fortsetzung der Ergotherapie während der stationären Rehabilitation kann in Form der Teilnahme an einer produktorientierten oder projektorientierten Ergotherapiegruppe oder auch als Belastungserprobung im Einzelsetting realisiert werden.
Bestandteile der kontinuierlichen Ergotherapiegruppen sind sowohl Einzelarbeiten in der Gruppe als auch Gruppenarbeiten. Typische Zielbereiche sind Aktivierung, Interessenfindung, Stärkung des Selbstbewusstseins, Verbesserung der Aufmerksamkeitsleistungen und der Handlungsplanung, Ablenkung vom Krankheitsgeschehen sowie der Erwerb von Computerkenntnissen. Eine besondere Bedeutsamkeit kommt der Arbeitsplatzergonomie und die Förderung physiologisch günstiger Bewegungsabläufe zu.
Therapiespektrum Spezialtherapie
Im Bereich der Spezialtherapien finden insgesamt sieben Therapieformen fachspezifisch Anwendung, wobei die Durchführung vorwiegend im Gruppensetting erfolgt.
Der Einsatz der konzentrativen Bewegungstherapie dient vor allem Patienten mit Somatisierungsstörungen das Erleben psychosomatischer Zusammenhänge zu ermöglichen und eine differenzierte Körperwahrnehmung zu fördern.
Im Rahmen der multimodalen Therapie bei Patienten mit Schmerzsyndromen erfolgt die Durchführung einer Ganzkörperhyperthermie, welche besonders bei Patienten mit generalisierten Schmerzen sehr häufig zu einer Schmerzreduktion führt.
Zur Internalisierung psychovegetativer Autoregulationsprozesse wird die Atemfeedbacktherapie eingesetzt.
Zur Optimierung der Entspannungsfähigkeit der Patienten werden in der Abteilung vorzugsweise die Übungen zum Erlernen der Progressiven Muskelrelaxation nach Jakobson vermittelt.
Einen wichtigen Bereich des therapeutischen Konzeptes der Abteilung stellt die psychodynamisch konzeptualisierte Gestaltungstherapie als kreativ-aktivierende und zugleich die imaginative Reflektion fördernde Therapieform dar.
Therapiespektrum Sport- und Bewegungstherapie
Für die Sport- und Bewegungstherapie stehen Diplomsportlehrer/innen zur Verfügung. Im Einzelnen finden in diesem Therapiebereich folgende therapeutische Anwendungen statt:
- Ergometertraining
- Apparativ gestütztes Sequenztraining zum Muskelaufbau
- Walking
- Ausdauerkonditionstraining
- Terraintraining zur Schulung und zum Training konditioneller Fähigkeiten
- Indikationsspezifische Schwimmgruppen
Therapiespektrum Ernährungsberatung
Ernährungsberatung wird sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting durchgeführt. Die Brandenburg Klinik bietet alle Vollkost- und alle Diätformen an.
Für Patienten der Psychosomatischen Abteilung findet regelmäßig eine Lehrküche statt.
Tiergestützte Therapie
Die tiergestützte Therapie ist eine wertvolle Ergänzung zu unserem umfangreichen Therapieangebot. Zahlreiche Studien belegen, dass Tiere einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit haben. Nicht nur das Streicheln von Tieren hat eine beruhigende Wirkung. Tiere können als Projektionsfläche eigener Bedürfnisse, Wünsche und Ängste dienen. Was man bei sich selbst mit Worten nicht ausdrücken kann, kann man über die Beobachtung des Anderen äußern.
In der Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie arbeiten wir mit Hühnern unterschiedlichster Rassen. Die Hühner können als kleine Co-Therapeuten viele Sinneseindrücke und Denkanstöße bieten. Sie sind wertfrei, außerhalb gesellschaftlicher Normen und bewegen sich ausschließlich im Hier und Jetzt. So leben sie im Gruppenverband, zeigen eine klare Tagesstruktur und sind absolute Genießer.
Die tiergestützte Therapie eignet sich für Patientinnen und Patienten aus dem gesamten psychiatrisch-psychosomatischen Spektrum, insbesondere bei affektiven Störungen und Angsterkrankungen.
Die Teamkommunikation wird durch die jeweils wöchentlich auf den Stationen stattfindenden Facharztvisiten, Teambesprechungen und Problemfallbesprechungen, an welchen alle am Therapieprozess beteiligten Berufsgruppen teilnehmen, strukturiert.
Das therapeutische Vorgehen entspricht dem Modell der psychosomatischen Rehabilitation, welches von einem Phasenablauf des Therapieprozesses ausgeht. In diesem Zusammenhang wird eine tragfähige therapeutische Beziehung als Voraussetzung für einen Therapieerfolg angesehen.
Das Therapiekonzept ist integrativ ausgerichtet und basiert auf einer psychodynamischen Grundorientierung. Die Therapie wird als kombinierte einzel- und gruppentherapeutische Behandlung durchgeführt. Das Konzept integriert störungsspezifische Therapieformen der stationären Psychotherapie.
Wichtige Wirkfaktoren im therapeutischen Prozess stellen die Ressourcenaktivierung, die Problemaktualisierung, die aktive Hilfe zur Problembewältigung sowie die motivationale Klärung dar.
Brandenburgklinik Berlin-Brandenburg
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